Sebastian Schmidt besetzt für ein Jahr unsere Stelle als 1. Konzertmeister. Wir freuen uns sehr, ihn bei uns begrüßen zu dürfen. Für Euch hat er ein paar Fragen beantwortet.
Beim 1. Mannheimer Schlosskonzert kann unser Publikum Sie zum ersten Mal als Konzertmeister des Kurpfälzischen Kammerorchesters erleben. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?
Seit Jahrzehnten ist mir das KKO ein Begriff für hohe Orchesterkultur, klein, aber fein. Da ich selbst in den vielen Jahren meiner beruflichen Tätigkeit als Geiger überwiegend nicht im Orchester gespielt, dies aber wenn, dann immer mit großer Begeisterung getan habe, empfand ich den Ruf ans Konzertmeisterpult nach Mannheim als eine Ehre und ich bekam spontan Lust darauf, mich engagieren zu lassen. Durch die vorgesehene zeitliche Begrenzung auf die Dauer eines Jahres ist die zusätzliche berufliche Belastung für mich überschaubar und neben meiner Hochschultätigkeit in Hamburg und meiner Konzerttätigkeit als Primarius des Mandelring Quartetts bleibt hoffentlich trotzdem noch genügend Zeit für die Familie. Ich freue mich auch, mit dem KKO meine Kenntnis der Werke aus der Zeit der Mannheimer Schule zu erweitern. Und ich habe große Lust, mit inspirierenden Dirigenten und Solisten zu musizieren und umgekehrt etwas von meiner Lust an der Musik weiterzugeben.
Seit mehr als 30 Jahren prägt Kammermusik Ihr künstlerisches Leben. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit im Quartett von der Rolle als Konzertmeister im Orchester und wo gibt es Gemeinsamkeiten?
Die Unterschiedlichkeit liegt offensichtlich in der Größe der Ensembles. Aber die Vermutung, dass die Formel "je kleiner, desto wendiger" gälte, ist nicht wirklich zutreffend. Ich habe in der kurzen Zeit des Miteinanders schon erfahren, wie spontan und auch selbstverständlich kammermusikalisch das KKO agieren kann, wie Impulse untereinander gegeben und aufgenommen werden, wie intensiv die Kontaktaufnahme beim Spiel aus den verschiedenen Instrumentengruppen einerseits "nach vorne" aber auch untereinander ist, insbesondere natürlich, wenn es Gelegenheit gibt, einmal ohne Dirigent zu spielen.
Im Streichquartett ist das Spiel natürlich pausenlos solistisch, im Orchester kann und muss man sich als Streichinstrumentalist immer auch auf seine Gruppe verlassen. Das kreiert ein Gefühl der Gemeinsamkeit und der gemeinsamen Verantwortung. Das KKO ist heute ein ziemlich "junges" Orchester und besteht durchweg aus sehr wachen und engagierten Musikerinnen und Musikern, mit denen nicht die Routine, sondern für mein Empfinden die spontane Lust auf lebendiges Erleben sicht- und hörbar wird. Dies sind beste Voraussetzungen für ein auch für mich persönlich sehr erfüllendes Konzertjahr.
Gibt es ein Werk beim 1. Mannheimer Schlosskonzert auf das die Vorfreude besonders groß ist?
Ich finde das ganze Programm sehr gelungen. Vielleicht freue ich mich besonders auf Respighi und darauf, die kleine Suite von Carl Nielsen kennen zu lernen. Aber auch das Mozartsche Oboenkonzert und die Haydn Sinfonie werden sicherlich großen Spaß machen.
Interesse geweckt? ZUM KONZERTTERMIN
(c) Guido Werner
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SEBASTIAN SCHMIDT unterrichtet seit 2013 als Professor für Violine an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Die Kammermusik bildet schon seit mehr als 30 Jahren den Schwerpunkt seiner musikalischen Arbeit. Als Primarius des Mandelring Quartetts gewann er im Laufe der Jahre die internationalen Wettbewerbe in München (ARD), Evian (Frankreich) und den Paolo-Borciani-Wettbewerb in Italien.
Seitdem führt ihn intensive Konzerttätigkeit in die Musikzentren weltweit. Neben zahlreichen Konzerten in ganz Europa reist das Quartett regelmäßig nach Nord- und Südamerika (New York, Los Angeles, Buenos Aires, Lima), Japan (Osaka, Tokyo), Asien und in den Nahen Osten. Darüber hinaus ist er gern gesehener Gast bei großen Festivals (Schleswig-Holstein, Salzburger Festspiele). Zahlreiche CDs wie Schubert- Brahms- und Schostakowitsch-Serien fanden ein hervorragendes Kritikerecho.
Als einer der ersten Schüler studierte Sebastian Schmidt bei Ulf Hoelscher an der Musikhochschule in Karlsruhe. Zuvor war er Jungstudent in Würzburg bei Max Speermann. Ein Stipendium des DAAD ermöglichte ihm einen Studienaufenthalt in Bloomington/Indiana (USA) bei Nelli Shkolnikova und Josef Gingold. Meisterkurse u.a. bei Yfrah Neaman (London) und Vladimir Landsman (Montréal) sowie zahlreiche Kammermusikkurse rundeten seine Ausbildung ab.