Juni | 2025

»Das Saxophon ist meine Mystery Box«  – Im Gespräch mit Elliot Riley

Bei unserem Pfingstkonzert am 9. Juni steht das Saxophon im Mittelpunkt - genauer gesagt: das lyrisch-schillernde Konzert von Alexander Glazunov, interpretiert von Elliot Riley. Im Gespräch erzählt er uns wie er zum Saxophon fand, was ihn an Glazunovs Werk besonders fasziniert und warum es für ihn ein Geschenk ist, mit jedem Auftritt aufs Neue das Publikum für die klassische Seite seines Instruments zu begeistern.

 

Wie bist Du zum Saxophon gekommen?

»Schon in jungen Jahren spielte ich Klavier und sang wenig später im Knabenchor meiner Heimatstadt in Georgia (USA).  Als ich anfing, Saxophon zu spielen, war mein erster Lehrer mein Vater, der selbst mit dem Saxophon begann und dann zur Klarinette wechselte.  Anfangs stellte ich mir vor, dass ich das Gleiche tun würde, und doch wurde das Saxophon für mich zu einer Art ›Mystery box‹, und ich wollte alle seine Geheimnisse entdecken, bevor ich den Wechsel vollzog. Und hier sind wir nun - ich genieße immer noch die täglichen Entdeckungen mit dem Saxophon, und so ist meine musikalische Reise auf diesem Weg geblieben.«  

Am 09. Juni spielst Du das Saxophonkonzert von Alexander Glazunov. Was reizt dich an dem Stück?

»Was ich an diesem Werk über alles liebe, sind die Melodien. Das Saxophon ist ein Melodieinstrument, und Melodien sind das, was die Menschen verbindet, ob es sich nun um ein einfaches Volkslied, das in einer Familie oder einem Dorf seit Generationen gesungen wird, oder um ein Thema einer großen Sinfonie handelt, wir als Menschheit sind überglücklich oder zu Tränen gerührt von der Kraft von Noten und Motiven, die in einer bestimmten Reihenfolge und mit bestimmten rhythmischen Werten angeordnet sind. Ich glaube, dass Alexander Glazunov dies zutiefst verstanden hat, als er sein Saxophonkonzert komponierte, welches so viele nuancierte Melodien für die Seele enthält.«

Worin liegt die Herausforderung bei dem Stück?

»Die Komposition hat zwar seinen Anteil an technischen Passagen, aber für mich ist die große Herausforderung musikalischer Natur, und zwar sowohl für den Spieler wie als auch für den Zuhörenden: das Stück als einen kompakten und großen Bogen zu präsentieren und wahrzunehmen. Dazu gehört es, so viele Passagen wie möglich zu finden und zu präsentieren, die durch Nuancen oder motivisch miteinander verbunden sind, und sich in jedem Moment des Stücks bewusst zu machen, wo man sich in der Erzählung befindet. Dies erfordert viel Wiederholung, Konzentration und Engagement.«

Saxophon kennt man jetzt nicht unbedingt klassisch, wie ist es so als Saxophonist in dieser Welt unterwegs zu sein? 

»Wie ich bereits erwähnte, war mein Vater mein erster Lehrer, meine Mutter ist Cellistin und ehemalige Schülerin der großartigen Cello Legende Leonard Rose, und meine Frau ist Geigerin. Ich habe mein ganzes Leben lang klassische Musik um mich gehört und bin daher auch klassisch ausgebildet. Das Saxophon eignet sich hervorragend für diese Art von Musik, da es ein sehr flexibles Instrument ist. 

Einer der größten Reize für mich auf der Bühne liegt darin, dass nicht alle Zuhörenden das klassische Potenzial des Saxophons kennen. Wenn ich zum Beispiel Geige oder Cello spielen würde, dann wüsste jeder, was er zu erwarten hat. Da diese Erwartungshaltung im Falle des Saxophons entweder nicht vorhanden ist oder in eine ganz andere Richtung geht, habe ich die Chance, das Publikum zu ›überzeugen‹, wie ein Löwenbändiger im Zirkus. Das Urteil steht noch nicht fest, und ich kann meinen Teil dazu beitragen, den Ruf des Instruments zu festigen. Nichts könnte für mich spannender sein.« 

Was ist dein Lieblingsmoment während eines Konzerts?

»Mein Lieblingsmoment ist eher das Gefühl der Gesamtenergie aller, die zusammengekommen sind, um das Projekt zu ermöglichen:

In diesem Fall die Investition eines Komponisten, der den Glauben und die Vorstellungskraft hatte, ein Orchester-Team, das daran glaubt, dass diese Komposition einen Platz in seinem Programm verdient hat, die sensationellen Mitglieder des Kurpfälzischen Kammerorchesters und der großartiger Dirigent Marek Štilec, die diesem Werk Leben einhauchen, kombiniert mit ein paar meiner eigenen Ideen, und das Ergebnis ist eine wunderschöne Brise, die dann für die Ohren unseres lieben Publikums bereit ist.«

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(c) Felix Broede

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Elliot Riley, ein deutscher Saxophonist amerikanischer Abstammung, war 23 Spielzeiten lang (2001-2024) Altsaxophonist des Raschèr Saxophone Quartetts. Durch seine Tätigkeit in diesem weltbekannten Kammermusikensemble war er in den großen Konzertsälen der Welt und in Kombination mit unzähligen Orchestern und Chören zu Hause.  

Er spielte mit verschiedenen Ensembles, unter anderem den Berliner Philharmonikern,  SWR Symphonieorchester  Baden-Baden und Freiburg,  Helsinki Philharmonischen Orchester, American Composer’s Orchestra, Swedish Chamber Orchestra,  Gürzenich Orchester in Köln  und Lés Siecles in Paris.

Als Solist erlebte Elliot Riley einen besonderen Höhepunkt: eine Tournee mit der an der deutsch-polnischen Grenze gelegenen Neuen Lausitzer Philharmonie, mit der er das Saxophonkonzert von Lars-Erik Larsson siebenmal aufführte. 

Elliot Riley engagiert sich stark in seinen verschiedenen pädagogischen Aktivitäten, einschließlich seiner früheren RSQ-bezogenen Projekten wie der Raschèr Saxophon Akademie und der Raschèr Baltic Academy!, und überspannt die Tätigkeiten außerhalb seiner Zeit im RSQ.

Elliot Riley legt großen Wert darauf, seinen musikalischen Erfahrungsschatz an die junge Generation von heute weiterzugeben.  Seit 2012 ist er Saxophonlehrer an der Jugendmusikschule St. Georgen-Furtwangen, im Herzen des Schwarzwaldes.  Ob in den verschiedenen Meisterkursen, die er im Rahmen seiner kammermusikalischen Aktivitäten in der ganzen Welt gibt, oder beim Unterrichten an der Musikschule, Elliot Riley hält sich immer konsequent an seinen eigenen persönlichen pädagogischen Kodex: "Jeder einzelne Schüler ist ein eigenständiger Künstler, und so behandle ich ihn auch im Unterricht."

In diesem neuen Kapitel seiner künstlerischen Laufbahn erkundet Elliot Riley die solistischen Möglichkeiten des Saxophons, einschließlich neuer Werke, die speziell für ihn komponiert werden.